Heidelberger Sprachentwicklungsstudie
Ein Projekt zur frühen Identifikation, frühen Förderung und längsschnittlichen Begleitung von sprachauffälligen Risikokindern
in Kooperation mit dem Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Klinik für Neuropädiatrie,
Sozialpädiatrisches Zentrum, Universitätsklinikum Heidelberg.
in Zusammenarbeit mit den Kinderärzten der Rhein-Neckar-Region.
Sozialpädiatrisches Zentrum, Universitätsklinikum Heidelberg.
in Zusammenarbeit mit den Kinderärzten der Rhein-Neckar-Region.
EinleitungVerzögerungen in der Sprachentwicklung stellen ein häufiges Entwicklungsproblem bei Kleinkindern dar. Etwa 13-20% der Zweijährigen sind davon betroffen. Diese Kinder werden oft auch als »late talkers« bezeichnet und tragen ein hohes Risiko für die Ausbildung einer manifesten Sprachentwicklungsstörung. Als robustes Kriterium für die Einschätzung als verzögerte Sprachentwicklung gilt bisher ein Wortschatz von weniger als 50 Wörtern im Alter von 24 Monaten.Während früher angenommen wurde, dass die meisten Kinder diesen sprachlichen Rückstand im Laufe des dritten Lebensjahres aufholen, sich die Störung also »auswächst«, geht man heute aufgrund neuerer Erkenntnisse davon aus, dass nur etwa ein Drittel der Kinder in der Lage ist den Rückstand zu kompensieren. Zwei Drittel der Kinder weisen mit drei Jahren noch Defizite in Wortschatz, Grammatik und Lautbildung auf. Ein Teil der ehemaligen »late talkers« benötigt aufgrund der bis ins Vorschulalter hinein deutlich beeinträchtigten sprachlichen Entwicklung langjährige logopädische Behandlung. Die kognitive und psychosoziale Entwicklung dieser Kinder ist gefährdet. Nicht selten kommt es in der Schule zu Schwierigkeiten beim Lesen- und Schreibenlernen sowie allgemeinen Schulleistungsproblemen.Aufgrund dieser Langzeitfolgen erscheint es notwendig, Kinder mit verzögertem Spracherwerb frühzeitig zu erkennen und gezielt sprachlich zu fördern. Eine Früherkennung ist mittels Elternfragebögen (ELFRA-2, Grimm & Doil, 2000, 2006; ELAN, Bockmann & Kiese-Himmel, 2006; SBE-2-KT, Suchodoletz & Sachse, 2008), die speziell für den Einsatz bei der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U7 mit 21-24 Monaten konzipiert sind, gut möglich.
Eine frühe Sprachförderung ist im deutschsprachigen Raum bisher noch immer wenig verbreitet. Eltern werden in der Regel mit der Idee konfrontiert, dass sich dieses Problem »auswachse«. Eine sprachtherapeutische Behandlung wird meist erst nach Manifestwerden der Störung im Alter von vier bis fünf Jahren eingeleitet. Das Potential eines frühen Eingreifens in den Spracherwerbsprozess bleibt ungenutzt.Untersuchungen aus dem angloamerikanischen Raum zeigen, dass eine frühe sprachbasierte Förderung den Kindern hilft, den sprachlichen Rückstand rascher aufzuholen. Effektiv sind sowohl kind- als auch elternzentrierte Verfahren. Da die Eltern eines zweijährigen Kindes aber die engsten Bezugspersonen und wichtigsten Kommunikationspartner des Kindes sind, erscheint es naheliegend, die Eltern gezielt im sprachlichen Umgang mit ihrem Kind zu schulen. Es erscheint wichtig, die Eltern in ihrer Kompetenz als wichtigste Kommunikationspartner zu stärken, sie auf die vielen kleinen Möglichkeiten zur Sprachförderung im Alltag aufmerksam zu machen und sie gezielt im Einsatz bestimmter Sprachlehrstrategien zu trainieren.
Ein Trainingsprogramm zur frühen gezielten Sprachförderung ist das Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung, welches 2002 von Frau Dipl.-Psych. Anke Buschmann entwickelt wurde.
Eine frühe Sprachförderung ist im deutschsprachigen Raum bisher noch immer wenig verbreitet. Eltern werden in der Regel mit der Idee konfrontiert, dass sich dieses Problem »auswachse«. Eine sprachtherapeutische Behandlung wird meist erst nach Manifestwerden der Störung im Alter von vier bis fünf Jahren eingeleitet. Das Potential eines frühen Eingreifens in den Spracherwerbsprozess bleibt ungenutzt.Untersuchungen aus dem angloamerikanischen Raum zeigen, dass eine frühe sprachbasierte Förderung den Kindern hilft, den sprachlichen Rückstand rascher aufzuholen. Effektiv sind sowohl kind- als auch elternzentrierte Verfahren. Da die Eltern eines zweijährigen Kindes aber die engsten Bezugspersonen und wichtigsten Kommunikationspartner des Kindes sind, erscheint es naheliegend, die Eltern gezielt im sprachlichen Umgang mit ihrem Kind zu schulen. Es erscheint wichtig, die Eltern in ihrer Kompetenz als wichtigste Kommunikationspartner zu stärken, sie auf die vielen kleinen Möglichkeiten zur Sprachförderung im Alltag aufmerksam zu machen und sie gezielt im Einsatz bestimmter Sprachlehrstrategien zu trainieren.
Ein Trainingsprogramm zur frühen gezielten Sprachförderung ist das Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung, welches 2002 von Frau Dipl.-Psych. Anke Buschmann entwickelt wurde.
Ziel des ProjektsIm Rahmen einer kontrollierten Evaluationsstudie wird seit 2003 in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Kinderarztpraxen der Rhein-Neckar-Region die Wirksamkeit des Heidelberger Elterntrainings zur frühen Sprachförderung überprüft
VorgehenEltern, deren Kinder bei der kinderärztlichen Vorsorgeuntersuchung U7 (mit 21 – 24 Monaten) durch eine deutlich verzögerte sprachliche Entwicklung aufgefallen waren, wurden vom betreuenden Kinderarzt gebeten, den Elternfragebogen ELFRA-2 auszufüllen und an uns zu schicken. Nach einer Aufklärung über Inhalte und Ziele des Projekts wurden mit den Eltern Termine für die diagnostischen Untersuchungen vereinbart. Eingangsdiagnostik:
Zufällig wurde ein Teil der Kinder ausgewählt, deren Mütter am »Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung « teilgenommen haben (Trainingsgruppe). Die anderen Kinder haben bis zum dritten Geburtstag keine Therapie erhalten (Kontrollgruppe). Alle Kinder wurden mit zweieinhalb und drei Jahren ausführlich nachuntersucht. Mit drei Jahren wurde für jedes Kind - falls nötig - eine klare Therapieempfehlung gegeben.Die Nachuntersuchungen im Alter von drei Jahren sind abgeschlossen. Derzeit finden weitere Kontrolluntersuchungen der Studienkinder im Alter von 4;3 Jahren und 5;10 Jahren statt.
- Standardisierte Sprachentwicklungsdiagnostik (SETK-2)
- Standardisierte Diagnostik des allgemeinen kognitiven Entwicklungsstandes (BSID-II)
- Kinderneurologische Untersuchung
- Pädaudiologische Hörprüfung
Zufällig wurde ein Teil der Kinder ausgewählt, deren Mütter am »Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung « teilgenommen haben (Trainingsgruppe). Die anderen Kinder haben bis zum dritten Geburtstag keine Therapie erhalten (Kontrollgruppe). Alle Kinder wurden mit zweieinhalb und drei Jahren ausführlich nachuntersucht. Mit drei Jahren wurde für jedes Kind - falls nötig - eine klare Therapieempfehlung gegeben.Die Nachuntersuchungen im Alter von drei Jahren sind abgeschlossen. Derzeit finden weitere Kontrolluntersuchungen der Studienkinder im Alter von 4;3 Jahren und 5;10 Jahren statt.
Ergebnisse Die Rückmeldungen der teilnehmenden Eltern sind durchweg positiv. Die Teilnehmer fühlen sich sicherer im sprachlichen Umgang mit ihrem Kind und stimmen ihr Sprachangebot sensibler auf die Fähigkeiten ihres Kindes ab. 98% der Teilnehmer würden das Training anderen betroffenen Eltern empfehlen.Bereits bei der ersten Nachuntersuchung im Alter von zweieinhalb Jahren zeigten die Kinder der Trainingsgruppe eine deutlich akzelerierte sprachliche Entwicklung im Vergleich zu den Kindern der Kontrollgruppe. Im Alter von drei Jahren (9 Monate nach Abschluss der Intervention) hatten dreiviertel der Kinder der Trainingsgruppe den sprachlichen Rückstand weitgehend aufgeholt und erzielten in standardisierten Tests altersentsprechende Ergebnisse. In der Kontrollgruppe war dagegen nur knapp die Hälfte der Kinder in der Lage, den Rückstand aufzuholen. Eine vorläufige Auswertung der Ergebnisse der Nachuntersuchung der Kinder im Alter von vier Jahren weist auf eine langfristige Wirksamkeit des Heidelberger Elterntrainings bezüglich der sprachlichen Leistungsfähigkeit der Kinder hin.
Vorstellung des Projekts u. a. auf folgenden Tagungen und Kongressen
- Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen ISES 3, Wien 2004
- Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Bremen 2005
- Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen ISES 4, Klagenfurt 2006
- Neurowoche Mannheim, Jahrestagung der Gesellschaft für Neuropädiatrie, 2006
- Interdisziplinäre Tagung über Sprachentwicklungsstörungen ISES 5, Mainz 2008
DanksagungFür die bisherige Unterstützung dieses Projekt danken wir der Leopold-Klinge-Stiftung, der C.D. Stiftung und dem Zonta-Club Heidelberg. Wir freuen uns ganz besonders über die weitere Finanzierung des Projekts durch die freundliche Unterstützung der Günter-Reimann-Dubbers-Stiftung.
KontaktWenn Sie Fragen oder Anmerkungen zu diesem Projekt haben, können Sie uns gerne persönlich kontaktieren. Ansprechpartnerinnen:
Dr. Dipl. - Psych. Anke Buschmann
Dipl.- Päd. Bettina JoossWeitere Informationen zum »Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung« finden Sie hier.
Dr. Dipl. - Psych. Anke Buschmann
Dipl.- Päd. Bettina JoossWeitere Informationen zum »Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung« finden Sie hier.